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Beitrag vom 22.02.2004
WorldWomenWork 2004 - Janka Frydrychowski-Horvatin
AVIVA-Redaktion
Dipl. Ing. Janka Frydrychowski-Horvatin, selbständig als Projektmanagerin und technische Gutachterin und Beraterin, (zuvor fast 30 Jahre im internationalen Anlagenbau als Projektmanager tätig)
AVIVA-Berlin: Haben Sie 2003 an der WWW teilgenommen?
Dipl. Ing. Janka Frydrychowski-Horvatin: Nein, es war dieses Jahr das erste Mal.
AVIVA-Berlin: Die Themen im Verhältnis zur WWW 2004 haben sich spezifiziert. Weg von Working Mum hin zu Frauen an die Macht ... Das Motto der WorldWomenWork 2004 lautet "Nutzung geschlechterspezifischer Potenziale für die Herausforderung der Zukunft. Wie können Ihrer Meinung nach die Potentiale optimal genutzt werden?
Dipl. Ing. Janka Frydrychowski-Horvatin: Es steht eine große Zahl von gut ausgebildeten Frauen in den Startlöchern, jedoch wird es auf Grund der vorhandenen sehr männlichen Strukturen in der Wirtschaft immer noch sehr schwer für die Frauen sein, in diese Machtstrukturen einzubrechen. Ich bin aus diesem Grund auch davon überzeugt, dass ein Kongress, wie er gerade stattgefunden hat, nur zur Bewusstseinsöffnung der Frauen beitragen konnte, was die tatsächlichen Strukturen und die Stärken der Frauen sind. Der nächste Schritt kann jedoch nicht von einem "women only" Szenario erreicht werden, hier muss eine Kooperation und Diskussion mit den Männern erfolgen, in der vermittelt wird, dass eine stärkere Präsenz von Frauen in den Führungsetagen auch für Männer Vorteile haben kann - warum sonst sollten sie einen Teil ihrer Macht abgeben?
AVIVA-Berlin: Warum sind Sie hier? Welche Erwartungen haben Sie?
Dipl. Ing. Janka Frydrychowski-Horvatin: Für mich war dieser Kongress auch eine Plattform für das Neudeutsche "networking". Als Selbständige versuche ich meine Kontakte möglichst weit zu greifen, um sowohl Anregungen als auch Tipps für meine Arbeit zu finden und zu bekommen.
AVIVA-Berlin: Welche Topics und Workshops interessieren Sie hier am stärksten?
Dipl. Ing. Janka Frydrychowski-Horvatin: Ich habe an zwei Workshops teilgenommen, "Mentoring" und "Selbstwert, Mut und Risiko". Beide waren sehr interessant. Spontan habe ich mich als Mentor zur Verfügung gestellt, da ich denke, dass ich auf Grund meiner langjährigen Tätigkeit in einem großen Unternehmen des Anlagenbaus viel Erfahrung sowohl im Arbeiten in einer extrem männerdominierten Domäne habe, als auch viele praktische "Tipps und Tricks" des Projektmanagements weitervermitteln kann. Zusätzlich habe ich einige Anlaufstellen bekommen, an die ich mich zur Aufarbeitung einer meiner Schwachstellen wenden kann.
Der zweite Workshop ist für das Bewusstmachen der eigenen Stärke sehr hilfreich gewesen, sehen doch Frauen häufig - mich selbst eingeschlossen - oft nur ihre Defizite, anstatt sich auf ihre Stärken zu konzentrieren und vermeintliche Schwächen nicht überzubewerten - fachliche Defizite kann man durch gezieltes Lernen/ Nachlesen ausgleichen. In ihrem ungetrübten Selbstbewusstsein sind in der Regel Männer den Frauen überlegen - hier muss frau noch an sich arbeiten!
AVIVA-Berlin: Was tun Sie in Ihrem Unternehmen für den Bereich Frauenförderung?
Dipl. Ing. Janka Frydrychowski-Horvatin: Ich war, bevor ich mich Anfang diesen Jahres als Projektmanager und technischer Berater und Gutachter selbständig gemacht habe, fast 30 Jahre im internationalen Anlagenbau tätig - also einer reinen Männerdomäne. Dort gab es - leider- überhaupt keine Frauenförderung. Ich war als einzige Frau im Projektmanagement immer ein Exot.
AVIVA-Berlin: Wie oder Wo sehen Sie die Zukunft von world women work (generell)?
Dipl. Ing. Janka Frydrychowski-Horvatin: Ich sehe die Zukunft der Frauenorganisationen/-vertretungen nicht so sehr im reinen Frauenmiteinander, sondern bin davon überzeugt, dass sie den Dialog mit den Männern suchen müssen, um das Verständnis füreinander und besonders die gegenseitigen Vorteile klar herauszuarbeiten und dann auch nutzen zu können und zu wollen.
AVIVA-Berlin: Was würden Sie sich für die WWW 2005 wünschen, was möchten Sie diskutiert wissen?
Dipl. Ing. Janka Frydrychowski-Horvatin: Das genau der oben beschriebene Dialog begonnen wird!
AVIVA-Berlin: Was nehmen Sie mit? Ihr Fazit?
Dipl. Ing. Janka Frydrychowski-Horvatin: Die Podiumsdiskussionen waren für mich vom Thema sicher interessant, aber nicht alle waren in der Wahl der Teilnehmer oder der Vorbereitung der Teilnehmer so besetzt, dass die Themen nicht nur oberflächlich angerissen, sondern auch wirklich die Oberfläche aufgebrochen haben und in die Tiefe gegangen sind. Vielleicht waren die Teilnehmer zum Teil auch zu sehr nur auf Frauen fixiert - die Welt besteht aber aus beiden Geschlechtern, die nicht so extrem isoliert gesehen werden sollten. Betriebskindergärten und Elternzeit sind sicher eine gute Sache, haben aber mit dem eigentlichen Thema nur organisatorisch als Hilfsmittel etwas zu tun und sollten auch als Nebenkriegsschauplatz behandelt werden. Das Hauptziel - wie kann das Ungleichgewicht in den Topetagen sich zu Gunsten der Frauen ändern, kam etwas zu kurz.
Die Wokshops, die ich besucht habe, waren wirklich empfehlenswert. Von einigen anderen Workshops habe ich von anderen Frauen positive Signale bezüglich deren Qualität bekommen.